„Hast du Bock Polarlichter zu sehen???“
„Ja, na klar!“
„Silvester Zeit?“
„Eigentlich nicht mehr, aber ich könnte schon noch umplanen?“
„Norwegen, Schweden oder Finnland könnte man sich angucken.“
“Was kostet denn sowas?”
“Das müsste man herausfinden! Man muss halt hoch in` Norden, auf jeden Fall muss man über den Polarkreis.”
“Und dann bei den Eskimos wohnen ;)?”
“Nee. In irgend einer Fischerhütte. Die sind im Winter auch günstig.”
“Das ware sowas von toll!”
“Stells dir nicht zu cool vor. Es kann sein, dass es einfach nur vier Tage lang dunkel ist wegen der Wolken. Man braucht das richtige Wetter zum Polarlichter sehen. Und es kann richtig kalt werden.”
“Hmm…minimalistisch stell ichs mir vor. Und dunkel. Und gemütlich. Find doch mal ein paar Orte heraus.”
“Die Orte hätte ich. Ist das realisierbar, ist die Frage?”
“Wieso sollte es nicht realisierbar sein? Welches Land nehmen wir?”
“Ich bin absoluter Norwegen Fan! Wenn schon, denn schon!”
“Wie wärs denn mit Tromsø oder Bodø?”
“Tromsø oder Bodø wären klasse! Aber Lofoten wäre das Non-Plus-Ultra! Problem, unsere eigenen Autos würden das nicht mitmachen.”
“Da gibts bestimmt vernünftige Mietwagen. Dann fliegen wir halt hoch. Fahren wäre eh zu weit. So viel Zeit haben wir nicht. Wir finden da eine Lösung! Das Jahr war so chaotisch, es braucht einen krönenden Abschluss.”
“Lichter statt Böller!”
“So machen wir”s!”
Und dann plant man die Reiseroute auf die Lofoten
Mit dieser einen, zuerst so belanglos dahin geplapperten Frage hat man mir ganz unerwartet einen hüpfenden Floh ins Ohr gesetzt:
Norwegen – Polarlichter – Lofoten
Es klingelt in meinen Ohren, mein Herz fängt an zu hüpfen und vor meinen Augen flimmern über mir bereits die Polarlichter in all ihren schillernden Farben. Mit dem zweiten Blinzeln verwandelt sich das Klingeln in meinen Ohren in ein dumpfes Klirren. In etwa so, wie wenn ein einziger Notgroschen traurig in ein leeres Sparschwein plumpst. Skandinavien ist teuer. Mein Konto ist quasi leer – bis auf den Notgroschen.
Es muss doch irgendwie möglich sein. Ich wollte schon immer mal die Aurora kennen lernen. Mein Leben glich in den letzten Monaten einer turbulenten Achterbahnfahrt und das Jahr braucht den krönenden, magischen Abschluss. Wieso also nicht eine neue Bekanntschaft schließen?
L(e)icht verrückt und fest entschlossen nehme ich meinen Laptop auf den Schoß, öffne die Suchmaschine und tippe erwartungsvoll in die Tasten: L-O-F-O-T-E-N
Lofoten? Das ist jetzt aber keine Krankheit, oder?
“Klingt ja irgendwie wie eine fiese Krankheit à la – Ich hab furchtbare Sinusitis -…da soll´s schön sein?”, schoss mir durch den Kopf, als ich zum ersten Mal von der Inselgruppe erfuhr.
Tatsächlich bestehen die Lofoten aus etwa 80 kleinen Inseln deren unberührte, bergige Natur an wahr gewordene perfekte Fototapeten erinnert. Graue Felsen und pompöse Bergzüge mischen sich mit einer sagenhaften, jedoch kargen Vegetation. Das im Winter übrig gebliebene Grün mischt sich mit Gräsern in warmen goldocker. Entlang der Küste finden sich etliche Strände, von denen jeder seinen eigenen Charme versprüht. Die Sonne geht im Dezember nur für etwa 4 Stunden auf und lässt den Himmel in dieser Zeit pastell-rosa leuchten. Selbst bei Schmuddelwetter findet man hinter jeder vereisten Kurve etwas zum Staunen.
Seit dem Kurztrip in den hohen Norden bin ich tatsächlich infiziert mit den winterlichen “Lofoten”. Die Landschaft war so wunderschön und friedlich, was vermutlich nicht nur daran lag, dass in dieser kalten, dunklen Jahreszeit weniger Touristen in diese Region kommen.
Gesagt, gebucht, los geflogen! Anreise & Transport vor Ort
Spontan dahin gesagt und gebucht, trotz kleinem Budget. Möchte man hoch in den Norden braucht man schon den ein oder anderen Euro auf dem Konto. Skandinavien entpuppt sich als Alptraum eines jeden Budget-Travellers und ich frage mich, wie die Skandinavier dort überhaupt überleben. Dank AirBnb´s, welche die Möglichkeit zur Selbstverpflegung bieten und der Fluggesellschaft Skandinavien Airlines konnten ich und mein Reisekumpane doch zu einem halbwegs vertretbarem Preis nach Norwegen fliegen.
Die ganz Mutigen unter uns Fernweh Patienten können sich auch ihr Zelt schnappen und bei eisigen Temperaturen einfach irgendwo in der Natur campen. Klingt wahnsinnig verlockend, für diese erste Reise kam es für mich mangels fehlendem Equipment jedoch nicht in Frage.
Ein schnuckeliger am Flughafen angemieteter VW up! mit pieksigen Super-Spikes war unser treues Gefährt, das uns sicher durch die bergige Landschaft und über die vereisten Straßen brachte. Da wir nur zu zweit auf Tour waren, war der Platz im Auto völlig ausreichend für unser Gepäck.
Meine Lofoten-Nordlichterroute
Nach einigen Überlegungen, von wo aus wir den Roadtrip starten sollen, fiel die Entscheidung auf Bodø. Fliegt man ab Hamburg findet man bezahlbare Preise für Flüge mit Zwischenstop in Oslo. Entscheidend hierfür war der Wunsch, an Silvester Nordlichter statt Feuerwerk zu erleben. Hierfür muss man über den Polarkreis reisen und die Chancen stehen am besten wenn man sich direkt unter dem Polarlichtoval aufhält. Für das ganze Aurora-Abenteuer waren nur 7 Tage eingeplant, wovon allein 2 Tage als An-/ und Abreisetag weggefallen sind.
Von Bodø legt eine Fähre ab, die einen dann sicher über die raue See direkt nach Moskenes auf die Lofoten bringt (Achtung! An alle von Seekrankheit geplagte Mitleidende: Stattet euch mit Reisetabletten aus, sonst ist die 3,5 Stündige Fährfahrt eher Leid als Freud).
Die Route führte uns schließlich von Bodø mit der Autofähre etwa 3 1/2 Stunden bis nach Moskenes. Von dort aus ging die Reise nach Fredvang, Straumes, Narvik und zurück nach Bodø. Von Narvik aus machten wir aufgrund von prima Wettervorhersagen einen Abstecher in den Abrisko Nationalpark in Schweden. Dazu in einem späteren Post mehr.
Die Lofoten sind auch im Winter ein absolutes Naturschauspiel, der Himmel ein kunterbuntes, leuchtendes Spektakel und jedes mal wenn ich mich in meinen Tagträumen zurück erinnere, sieht man mich freudig grinsen wie das norwegische Stabburet-Leberwurstkind. Die märchenhafte, bergige Landschaft hat alle meine Vorstellungen bei weitem übertroffen und ich versichere euch, meine Lofoten-Infektion wird noch einige Zeit anhalten!
1 Comment
Norwegen: Ein Wintermärchen zum nicht satt sehen können | Bliss & Jaunt
23. Februar 2017 at 09:43[…] Wenn es verwunschene Märchenlandschaften auf diesem Planeten gäbe, dann wär wohl eine davon in Norwegen. Ich finde ja, dass man ein Land am Besten kennen lernt wenn man es zu Fuß erkundet oder mit dem Auto durch die Gegend düst und vor allem an den Orten stehen bleibt, wo niemand sonst auf die Idee kommen würde, anzuhalten. Genau das haben wir gemacht! Le(i)cht verrückt mal eben 7 Tage auf die Lofoten geflogen! […]